Bürgermeisterbrief August 2013
Veröffentlicht am 19.08.2013
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
im April dieses Jahres ist der 3. und letzte Bauabschnitt der Seniorenwohnanlage begonnen worden. Damit werden 13 weitere barrierearme Bungalows errichtet. Bereits jetzt sind alle Wohnungen an interessierte Mieter (vorwiegend aus Schacht-Audorf) vergeben worden. Sie warten jetzt sehnsüchtig auf die Fertigstellung und hoffen, im Februar dort einziehen zu können. Anlässlich des Richtfestes konnten bereits erste Kontakte mit den dort wohnenden Senioren geknüpft werden. Stefan Binder vom Vorstand der Baugenossenschaft bestätigte in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit mit unserer Gemeinde. Seit dem Beginn des 1. Bauabschnitts im Jahr 2009 sind zwischenzeitlich 38 Wohnungen entstanden und ca. 4 Millionen Euro durch die Baugenossenschaft Mittelholstein investiert worden. Als Gemeinde haben wir mit einer Richtkrone symbolisch die partnerschaftliche Zusammenarbeit in diesem Projekt zum Ausdruck gebracht. Zusätzlich haben wir der Baugenossenschaft zum Abschluss dieser Baumaßnahme einen Flaggenmast für die Anlage geschenkt. Kurz zuvor haben wir auf Einladung der Baugenossenschaft, das jetzt schon traditionelle Bouleturnier unter Beteiligung von Gemeindevertretern, den Bewohnern der Wohnanlage und einer Mannschaft der Baugenossenschaft auf der Anlage ausgetragen. Im vergangenen Jahr hat die Baugenossenschaft den Wanderpokal mit nach Hause nehmen können. In diesem Jahr hat die Mannschaft der Gemeindevertretung das Turnier gewonnen. Verbunden mit einem zünftigen Grillpicknick haben die ca. 20 Teilnehmer einen vergnüglichen Abend erleben können.
Erstmalig ist in unserer Gemeinde ist ein Stolperstein verlegt worden. Mit diesen im öffentlichen Gehwegbereich eingelassenen Messingplaketten wird der Menschen gedacht, die sich dem Naziregime widersetzt haben und dabei ums Leben gekommen sind. Matthias Lauer aus Rendsburg hat aus eigener Initiative in einem freiwilligen Bildungsjahr beim jüdischen Museum eine Recherche über die Opfer des Nationalsozialismus durchgeführt. Aufgrund seiner vorbereitenden Arbeit konnten kürzlich 13 Stolpersteine auch in Rendsburg und Büdelsdorf verlegt werden. Die Steine sind durch den Initiator der Stolpersteine, dem Kölner Künstler Gunter Demnig persönlich verlegt worden. In Schacht Audorf ist der Stolperstein Friedrich Streich gewidmet worden. Zu seiner Person hat Heinz Föllscher für unsere Chronik recherchiert, daraus einige Wegmarken: Friedrich Streich ist 1914 mit seiner Familie nach Schacht Audorf gezogen und hat bei den Rütgerswerken Arbeit gefunden. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges (1914) meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Not und Elend haben ihn während des Krieges geprägt, so dass er 1918, als die Revolution die Fronten erreichte und sich Arbeiter- und Soldatenräte gebildet hatten, der KPD beigetreten ist. Bis 1933 ist er Parteivorsitzender in Schacht Audorf gewesen in dieser Zeit begannen die Machtkämpfe gegen die Nationalsozialisten, an denen er sich aktiv beteiligte. Mit der Machtergreifung durch Adolf Hitler (1933) wurde die Partei verboten. Friedrich Streich blieb aber bei seiner politischen Einstellung und arbeitete im Untergrund gegen die Nazis weiter. Blätter wurden verteilt, an geheimen Versammlungen nahm er teil, und in Betrieben wurde gegen Hitler protestiert. Durch Verrat ist er dann in Haft geraten. Nach der Haft ist er später angezeigt worden, weil er den verbotenen Sender „Radio Moskau“ gehört hat. Da er auf der schwarzen Liste der NSDAP stand, wurde er verhaftet und in das Erziehungslager nach Kiel- Russee gebracht. Nach langer Haft wurde er nach Bremen verlegt. Kurz vor seiner bevorstehenden Entlassung, schickte man ihm einen Spitzel in seine Zelle. Auf dessen Frage, wie lange der Krieg wohl noch dauern würde, antwortete er: „Solange wir Adolf Hitler noch haben, wird der Krieg noch dauern.“ Diese Antwort hat sein Schicksal besiegelt. Er kam ins KZ-Lager Buchenwald, wo er 4 Wochen nach seiner Einlieferung starb. In einer Mitteilung an die Familie hieß es: „Ihr Mann war erkrankt, konnte aber trotz ausreichender ärztlicher Hilfe nicht am Leben erhalten werden. Friedrich Streich hatte 13 Kinder, davon waren 6 Söhne für Deutschland im Kriegsdienst.
Auf dem Grabstein des Ehepaares Streich steht folgender Satz geschrieben: „Euer Kampf war hart, für das Leben und den Frieden.“
Da das Wohnhaus von Friedrich Streich nicht mehr besteht, hat die Gemeindevertretung beschlossen, diesen Stolperstein vor das Verwaltungsgebäude zu platzieren. Unseren ehrenamtlich tätigen Archivmitarbeitern danke ich für die vorbereitenden Arbeiten und die spätere Information über diesen Stolperstein im Informationskasten der Verwaltung.
Ich wünsche allen Lesern weiterhin noch schöne Sommertage.
Mit freundlichen Grüßen
Eckard Reese
Bürgermeister